In Spanien gibt es etwa 1300 Züchtereien, wovon sich die meisten in Andalusien und Extremadura befinden. In fünf Dachverbänden organisiert, erwirtschaften sie einen Jahresumsatz von zwei Millarden Euro und für die sechs Stiere, die bei einer Corrida verwendet werden, zahlt man zusammen bis zu 200.000 Euro. Da die Stierzüchter sehr darauf bedacht sind ihre Tiere gut zu vermarkten, findet man ihre Namen immer auf den Plakaten neben des Namen des Matadoren. Aufgrund der wirtschaftlichen Situation sind nur noch etwa 50.000 Menschen in diesem Wirtschaftszweig beschäftigt. Die grösste Stierkampfarena Spaniens befindet sich in Madrid und heisst "Plaza las Ventas" und fasst 25.000 Zuschauer. Dabei zahlt die Betreibergesellschaft "Taurodelta" etwa 8 Millionen Euro im Jahr an Veranstaltungsgebühren an die Stadt Madrid.
Pro und Contra des Stierkampfs
In Spanien ist in den letzten Jahren eine hitzige Diskussion zwischen Tierschützern und Anhängern des Stierkampfes entbrannt. So führen Gegner des Stierkampfs ein Argument ins Feld, die Tierquälerei. Wer einmal einen Stierkampf besucht hat, weiss daß es nicht nur die Stiere sind die leiden, sondern auch die Pferde der Picadores (Lanzenreiter). Obwohl die Pferde durch eine Polsterung geschützt sind, werden diese durch die Angriffe des Stieres oft schwerst verletzt (Rippenbrüche oder Quetschungen) und müssen eingeschläfert werden. Auch wird ihr natürlicher Fluchtinstinkt durch das Verbinden der Augen und Ohren unterbunden. Ein zweites Argument ist das Risiko für die Zuschauer. Nicht selten überspringt ein Stier in seiner Wut die Absperrungen und verletzt Zuschauer schwer.
Verwurzelung in der spanischen Kulturlandschaft
Befürworter des Stierkampfs argumentieren allerdings in eine ganz andere Richtung. Nämlich zugunsten des Naturschutzes und dem kulturellem Erbe Spaniens. Im Hinderland von Andalusien und in den unbewohnten Weiten der Extrematura gibt es Dehesas. Das sind riesige Weidelandschaften, die mit der Korkeiche, Pinien und mediterranen Kiefern bewachsen sind. Obwohl sie von Menschenhand geschaffen wurden, sind sie fast unberührt. Hier werden die Stiere in freier Natur geboren und leben in friedlicher Koexistenz mit den schwarzen Ibero-Schweinen, die den weltberühmten Schinken liefern, zusammen. Würde man den Stierkampf verbieten, verschwinden diese Naturgebiete oder fallen der Überweidung zum Opfer, so das Argument der Befürworter des Stierkampfs. Ein weiteres Argument ist die Massentierhaltung. Während Hühner, Enten, Gänse, Schweine und Rinder in engen Käfigen und Ställen gehalten werden, lebt der Stier 5 Jahre seines Lebens artgerecht abgeschieden auf einer Weide. Ausserdem gibt es eine Studie auf deren Erkenntnissen gesagt wird, daß der Stier während des Kampfes kaum Schmerzen durch die hohe Beta-Endorphin Ausschüttung verspürt. Weiter wird argumentiert, daß der Stierkampf eine ureigene spanische Kunstform ist. Dabei ergötzt sich der Zuschauer nicht an den Qualen des Tieres, sondern er bringt seinen Unmut zum Ausdruck, indem er den oder die Toreros mit Pfiffen und Buhrufen bestraft, wenn das Tier aus seiner Sicht unnötig verletzt oder nicht schnell getötet wird.
Landesweiten Umfragen zufolge, wird der Stierkampf in seiner jetztigen Form von 80% der spanischen Jugend unter 30 Jahren abgelehnt. An dieser Stelle ist der Konflikt vorprogrammiert, denn die Bewahrung dieser alten Tradition lässt sich nur schwer mit allgemein üblichen Tierschutzrichtlinien vereinbaren.